Es ist vollbracht, der fünfte Kontinent kann erleichtert aufatmen – wir sind da Australia
Wer jetzt aber denkt „dann können sich die beiden Norddeutschen jetzt entspannt zurücklehnen und den Urlaub genießen“, der irrt. Denn unser Stuhl ist bis jetzt noch ein Hocker, der noch keine Lehne hat. Die muss nämlich erstmal gedrechselt werden ⚒. Und zwar mit Tagen von sechs Uhr morgens bis halb eins in der Nacht. Jaaaa na gut, ein bisschen Känguru füttern und Koala halten ist auch dabei. Aber von Anfang an…
Wir sind da … körperlich
Mit sensationellen vier Stunden Verspätung berühren vor einer Woche die Gummireifen unseres Emirates Fliegers den roten Boden von Down Under (bzw. die Landebahn daneben). Glücklicherweise waren die eingeschleppten Gummitiere in meinem Rucksack dem knuffeligen Zollspürhund total egal (Australien hat sehr strenge Einfuhrbedingungen und Verstöße werden hart geahndet) und wir ließen uns vom Uber (moderne Form des Taxis) zum nächsten Zwischenziel bringen. Total knülle nach einer Nacht mit Flug, ohne Schlaf und nochmaligen zwei Stunden Zeitverschiebung (wir sind jetzt bei +8 zur MESZ), kamen wir in unserem Airbnb für die erste „Nacht“ an. Sprich, um sechs Uhr standen wir vor der Tür, um zehn sollten wir eigentlich wieder raus sein (für die kleinen Rechner unter uns – maximal vier Stunden Schlaf *yay*). Der Uhrzeit war der Umstand geschuldet, dass der Besitzer des Häuschens tief und fest schlief. Eigentlich sollten wir ja „schon“ halb zwei nachts vor der Tür stehen. Nun hatten wir selbstverständlich Hemmungen, ihn aus dem Traumland zu klingeln. Was macht also der selbstbewusste und total übermüdete Backpacker von heute? Bingo, er/sie/ich schaut, ob die Haustür vielleicht offen ist ➡ war sie. Also rin inne Bude, Zimmer vom Foto im Internet gefunden und schnellstmöglich in die Koje gehauen (man, waren das drei erholsame Stunden Schlaf. Nicht.).
Irgendwann am späten Vormittag im Hostel angekommen, durften wir wartenderweise noch drei Stunden auf unsere Schlafstätte (im 6-Bett-Zimmer für die kommende Woche) ausharren. Kein Problem, wir befanden uns ja in einem putzmunteren und wohlriechenden Zustand (und wieder: nicht).
Irgendwann waren wir dann eingecheckt und geduscht, aber uns immer noch nicht richtig bewusst, dass wir nun endlich in Australien gelandet sind. Gelandet. Aber angekommen? Irgendwie noch nicht… Was tut man also gegen dieses Gefühl? Genau, man latscht eine halbe Stunde zum nächsten Aldi (Süd) und besorgt sich eine SIM Karte mit australischer Telefonnummer.
Autokauf voraus
In den folgenden Tagen begannen wir an der Stuhllehne zu drechseln (Ihr erinnert Euch? die zum später Anlehnen). Einem sympathischen deutschen Pärchen in den Mittzwanzigern und mit Eislauf/-tanz-Vergangenheit, das seinerseits sein Abenteuer Australien bereits „hinter sich“ hat, kauften wir ihr Fahrzeug ab. Nach einem Werkstattbesuch, dem daraus resultierenden Erhalt des Straßentauglichkeitszertifikats, monetären Nachverhandlungen und letztendlich einem Übernahme-der-Registrierung-Verfahren beim ansäßigen Straßenverkehrsamt, sind wir nun Besitzer eines blauen Mitsubishi Challenger mit Vierradantrieb aus dem Jahr 1998. Neben einer Markise bietet das Gefährt außerdem bereits einiges an Campingaussrüstung: Stühle, Tisch, Campingkocher und -geschirr, diverse Luftmatratzen, noch einiges an Gedöns und ein im Kofferraum eingebautes Bett. Da Michi in Letzterem jedoch aufgrund seiner Körpergröße von fast zwei Metern die nächsten circa 360 Nächte in Embryonalhaltung verbringen müsste, haben wir uns auf die Socken gemacht und von einem überaus netten Australier (Aussie genannt) ein nur wenig genutztes Dachzelt erstanden ⛺. Zu unserem Glück waren wir ihm anscheinend so sympathisch, dass er es uns sogar mithilfe seiner anwesenden Freunde (und ein bisschen auch mit Michis) direkt auf dem Dach montiert hat. Um einen Straßenatlas, Dosenkühler und nette neue Bekannte reicher, sind wir zufrieden wieder zurück nach Brisbane und ins Hostel gedüst. Ein bisschen mehr angekommen.
Geldgeschäfte
Außer dem Anschaffen des Gefährts (und Zuhauses) für das nächste Jahr, stand außerdem noch das Eröffnen der Konten an. Irgendwo müssen die ganzen Kröten ja schließlich hin *haha* Also Termin in der Bank vereinbart und Formalitäten erledigt. Ist genauso wenig spannend, wie anderswo auch. Einmal dort, haben wir auch direkt die erforderliche Versicherung fürs Auto abgeschlossen. ☑☑
Neue Lieblingstiere – sooo flauschig
Zwischendurch haben wir uns natürlich auch die Stadt angesehen. Brisbane ist (übrigens die Hauptstadt des Bundesstaates Queensland und) wirklich ein nettes Fleckchen bevölkertes Australien. Entspannte Menschen, büschen Wasser drumrum, eine außerordentlich hervorzuhebende öffentliche ‚Badeanstalt‘ und die dazu erforderlichen zahlreichen Sonnenstunden – alles, was das um elf Herz (und auch sicherlich das vieler anderer) begehrt.
Am allerhöchsten schlagen ließ dies aber erst der Besuch im Lone Pine Koala Sanctuary (zu dt. Zufluchtsort für Koalas). Den putzigen graubefellten Schlafmützen kann man wirklich stundenlang zuschauen. Ob beim Dösen (18-20 Stunden pro Tag) oder Eukalyptus Futtern (den Rest des Tages), man kann die Gucker nicht von ihnen nehmen. Sogar auf dem Arm konnte Undine so ein süßes Kerlchen halten *nie mehr Hände waschen*.
In einer WG (mit getrennten Zimmern) leben die Koalas dort neben Dingos, Tasmanischen Teufeln und Wombats auch mit ein paar Kängurus quasi Tür an Tür. Trotz der vermeintlich guten Boxfähigkeiten der Beuteltiere wagten wir uns nahe ran (wie alle anderen auch ^^) und können daher die fluffige Kuscheligkeit ihres Fells bestätigen. Büschen träge gammelten sie in der Mittagssonne herum, aber wer kann ihnen das bei 32°C im Schatten schon übel nehmen. Wir jedenfalls nicht (vielleicht hätten wir uns daneben gelegt, wäre die viele Kängurukacke nicht gewesen).
Hit the Road
Unsere Nächte im Hostel sind nun gezählt. Tschüss Gemeinschaftsküche und -bad, quietschender Zug im 5-Minuten-Takt und wackelndes Stockbett. Wir hausen ab jetzt auf dem Dach. Auf unserem nämlich.
Wir melden uns baldmöglichst. Bis dahin einfach immer wieder lesen.
Cheers
Undine & Michi
Kommentare (4)
Moin ihr Lieben,
hoffentlich ist der Sprit für euren Wohn-Panzer in Aussiland schön billig ;o)
Das macht sooo Spaß zu lesen. Ich freue mich auf mehr!!! Und denkt dran die Koalas am Ende mit nach Deutschland zu bringen ??
Moin Ihr Beiden,
bringt Ihr mir einen Koala zum kuscheln mit? ??Petra
Super geschrieben ? total witzig und spannend eure Reise zu verfolgen! ?